Mittwoch, 11. März 2015

(K)ein Ende in Sicht...

Der letzte Tag steht mir bevor. Ich bin mir noch nicht ganz sicher, ob ich unter Zeitdruck stehen sollte oder nicht. Zum einen ist bis zur Präsentation in der Schule noch viel Zeit und unter Zeitdruck kann ich sowieso besser arbeiten, zum anderen war die Woche auch anstrengend, weswegen ich am Wochenende erst einmal entspannen möchte. Außerdem bin ich nächste Woche drei Tage nicht Zuhause, sondern bei einem Seminar, wo ich auch schlecht daran arbeiten kann...

Anstatt mich weiter an dieser Frage aufzuhängen, gehe ich in das Büro von Herrn Ehrecke, wo ich heute arbeiten werde, da der andere Raum für den Englischunterricht gebraucht wird. Um wieder ein wenig ins Arbeiten zu kommen, formatiere ich meine Transkription, die beim Kopieren durcheinander geraten ist und beginne dann mit einer Stoffsammlung für die Reflexion des ersten Interviews.
An alle Menschen, die gerne strukturiert arbeiten, kann ich eine Empfehlung für Stoffsammlungen aussprechen. Zumindest mir verschafft es noch mal einen besseren Überblick über das Thema und ich kann im Anschluss ohne zu überlegen los schreiben.
Genau das ist auch hier der Fall: Ich sitze mehrere Stunden am Computer und schreibe einfach nur, während ich Musik höre. Dieser Schreibfluss, den ich schon bei meinem ersten Blogeintrag erlebt habe, kam durch den Leitfaden, den ich mir erstellt hatte, wieder.
Ich bin schließlich mit meiner Reflexion fertig und schaue auf meine Checkliste. Fotos machen, steht da. Das Wetter spielt nicht ganz so gut mit, weswegen ich mich gegen Fotos von der Frieda entscheide. Stattdessen möchte ich die Aufnahmekabine fotografieren. Also frage ich nach der Kamera und mache mich auf den Weg zu dem Raum. Als ich davor stehe, hängt ein mysteriöser Zettel an der Tür, den ich nicht recht deuten kann, zudem ist die Tür verschlossen. Glücklicherweise kommt in dem Moment ein Mann vorbei, der mir womöglich helfen kann. Ich frage ihn, was der Zettel zu bedeuten hat und erzähle ihm von meinem Vorhaben. Er fragt mich, wovon ich das Foto machen möchte und noch während ich antworte, wird mir klar, dass ich mich in der Etage geirrt habe. 
Ein paar Treppenstufen später stehe ich vor der richtigen Tür. Innen ist gerade ein jüngerer Mann zugange. Auch ihm erzähle ich von dem geplanten Foto. Eigentlich will er gerade aufnehmen, aber ich kann trotzdem mein Foto schießen. Ich mache eins von dem Innenleben der Kabine und gehe dann aus ihr raus, um durch das Fenster, was in der Wand eingelassen ist, ein Foto zu machen. Während ich vor der Scheibe stehe, wundere ich mich schon, wo der Student/ Azubi abgeblieben ist, als sein Gesicht plötzlich von dem unteren Ende der Scheibe auftaucht und er mich gruselig grinsend anschaut. Ich muss anfangen zu lachen und gebe das Foto auf - auch weil die Scheibe viel zu sehr spiegelt. Lachend verabschiede ich mich von ihm und gehe dann zurück an meinen Arbeitsplatz.
Da ich mich inzwischen schon ziemlich gut mit dem Mac auskenne (an dieser Stelle muss ich mich wirklich einmal selbst loben!), ist das Foto schnell auf dem Computer und ich gebe Herrn Ehrecke die Kamera zurück.
Während ich ein wenig weiterschreibe, kommt er auf mich zu und lobt mich für meine Selbstständigkeit und meine Fähigkeit zu planen. Ich bin etwas überrascht, weil ich die ganze Zeit über das Gefühl hatte, zu inkompetent, zu planlos, zu unselbstständig zu sein. Das war auch der Grund dafür, warum ich mir nur ungern Hilfe geholt habe, denn ich hatte das Gefühl, sowieso schon zu häufig Dinge zu fragen.
An dieser Stelle frage ich mich jetzt, woher diese Einstellung zu meinen Fähigkeiten kommt. Nicht nur, dass ich sie unterschätze, nein, ich sehe sie auch als Schwächen! Ich denke lange über diese Frage nach, aber mehr als Hypothesen fallen mir nicht als Antworten ein.
Auch wenn ich die Antwort jetzt noch nicht kenne, so hat mir Herrn Ehreckes Reflexion auf jeden Fall Mut gemacht, weiterzuarbeiten. Ich nehme die Arbeit wieder auf und mir fallen zunehmend Situationen ein, die seine Aussagen und sein Lob bestätigen. Ja, ich war eindeutig zu kritisch mit mir! 
Leicht beflügelt stelle ich mich dann also der nächsten Herausforderung: Soundcloud. Ich habe vor, meine Interviews als Audiodatei hochzuladen und in meinen Blog einzufügen. Schon bei der Anmeldung bei Soundcloud gibt es aber erste Schwierigkeiten und als ich mir gerade Hilfe holen will, klappt es plötzlich. Auch das Hochladen der Audiodatei bringt Schwierigkeiten mit sich, genauso wie das Einbetten in HTML auf meinem Blog, aber glücklicherweise kann mir Herr Ehrecke dabei helfen.
Wobei er mir leider nicht helfen kann, ist das Hochladen und Verlinken meiner Transkription. Ich möchte neben der Audiodatei auch gerne einen Link auf meinem Blog einfügen, mit dem man direkt zu einem Textdokument kommt, bei dem man sich das Interview durchlesen kann. Obwohl Herr Ehrecke eine gute Seite für solche Anliegen kennt, funktioniert unser Vorhaben nicht ganz. Herr Ehrecke schlägt vor, das Interview einfach als neuen Blogeintrag hier zu veröffentlichen, aber da mein Blog sowieso schon endlose Einträge enthält, trägt das nicht gerade zur Übersichtlichkeit bei, weswegen ich nicht mit dem Vorschlag zufrieden bin.
Ich probiere eine Weile, das Problem auf andere Art und Weise zu lösen, bis ich aufgebe und der Tag und damit auch meine Zeit an der Frieda vorbei sind.
Nun stellt sich für mich natürlich die Frage, wie ich nach meiner Beschäftigung mit dem Thema, den Sachverhalt bewerte. Was sollte denn meiner Meinung nach mit der Undine passieren? Sind die aktuellen Vorhaben gut?
Ich muss zugeben, dass ich mir zu Anfang unsicher über den Nutzen war. Zum einen bin ich nicht sonderlich an alten Schiffen interessiert (ich hatte vorher nicht mal etwas von der Undine gehört) und zum anderen stellte sich mir die Frage, wieso man so viel Geld ausgeben sollte, wenn es eigentlich viel wichtigere Projekte in Rostock gibt (Stichwörter: Volkstheater, Asylbewerberheim, Bildung).
Ich bin mir nicht sicher, ob meine Meinung eine andere gewesen wäre, wenn ich mit jemandem geredet hätte, der dagegen ist, aber durch den jetzigen Verlauf ist meine Antwort auf die Frage nach dem Erhalt der Undine: ja. Überzeugt hat mich schließlich die Antwort, die mir Herr Wiechmann auf die Frage nach dem Grund der Erhaltung gegeben hat. Ich habe mir plötzlich nicht mehr ausschließlich Gedanken über eine große, verrostete Badewanne gemacht, sondern auch über meine Umwelt und mich. Es stimmt schon: Was wäre die Welt ohne Denkmäler? Was wäre sie ohne diese Zeugen der Geschichte, denen man direkt gegenübertreten kann?
Wenn ich Karate lernen will, suche ich mir einen Karatelehrer.
Wenn ich etwas über die Stasi wissen will gehe ich zur BStU.
Und so ist es doch auch mit Geschichte: Ich frage nicht einfach irgendjemanden nach der Geschichte, sondern ich frage Menschen, die sich damit auskennen. Die Undine sorgt dafür, dass sich Menschen damit auskennen. Sie sorgt dafür, dass sich Menschen mit ihr und auch im Allgemeinen mit Geschichte auseinandersetzen und sie sorgt ebenfalls dafür, dass Geschichte nicht zu monotonen Worten auf dem Papier wird, sondern, dass Geschichte zum Leben erweckt und greifbar wird.
Mir gefällt diese Art, anderen Menschen Geschichte nahe zu bringen. Freiwillig würden wohl die wenigsten die Geschichte der Undine kennen lernen wollen, aber wenn man Menschen das Angebot macht, sich darüber zu informieren, wenn man ihnen die Möglichkeit gibt, es freiwillig und auf eine besondere Art und Weise zu tun, dann halte ich das für ein gutes und unterstützenswertes Vorhaben, welches ich nach diesen Tagen des Erfahrens weiter verfolgen möchte.



Und du? Wie stehst du zu dem Thema? 




 

Ein neuer Tag...

Heute Morgen komme ich etwa 30 Minuten eher zur Frieda, da die Studierenden, die sich mit mir den Raum teilten, filmische Beiträge zur Eiswelt von Karls Erdbeerhof vorstellen. Insgesamt werden drei Videos vorgestellt, die alle auf demselben Material beruhten. Während sich die ersten beiden Beiträge ähneln, ist der dritte Beitrag anders als seine Vorgänger. Die Aufnahmen waren bearbeitet worden und Fehler von Bild und Ton, die die Qualität negativ beeinflussen wurden behoben. 
Nach dieser kleinen Präsentation gibt es eine Auswertung der jeweiligen Filme, die ich sehr interessant finde, da ich neue Dinge und Begriffe lerne. Leider habe ich an diesem Tag mein Notizheft vergessen- ansonsten hätte ich mir total gerne Notizen gemacht...
Nach dieser Kurzvorstellung widme ich mich wieder meinem eigenen Thema. Als ich in mein Postfach schaue, sehe ich, dass ich eine Antwort vom Verein habe. Der stellvertretende Vorsitzende des Vereins, Herr Wiechmann beantwortet meine gestellten Fragen und schreibt, dass ich ihn gerne anrufen kann, da er kurzfristig für ein Interview zur Verfügung stehen würde. Daraufhin rufe ich ihn an und wir vereinbaren, dass ich ein Telefoninterview mit ihm führe. Ich erinnere mich an den Raum, den ich bei der Besichtigung an meinem ersten Tag gesehen habe, in dem man Telefoninterviews professionell aufzeichnen kann und frage Herrn Ehrecke, ob ich diesen Raum nutzen kann. Er ist sich selbst nicht ganz sicher, da der Raum zu LOHRO gehört, weswegen wir zusammen Fragen gehen. 
Man sagt und, dass momentan jemand in der Kabine aufnimmt und dass diese Person mir helfen kann, was die Benutzung der Technik betrifft. Stimmt ja, damit sollte ich mich nach Möglichkeit auch auskennen... Kurz nachdem wir den Raum betreten haben, kommt eine junge Frau aus der Kabine und ich schildere ihr mein Anliegen. Während Herr Ehrecke uns verlässt, erklärt sie mir, wie man ein Telefoninterview führt. Dann bin ich bereit und wähle Herrn Wiechmanns Nummer. Nach ein paar Sekunden geht er ans Telefon und wir beginnen das Interview. Ich stelle ihm die Fragen, die ich auch schon Herrn Writschan gestellt habe, dementsprechend ähneln sich die Antworten. Trotzdem erfahre ich noch mal mehr über viele Pläne, Gründe und die Geschichte.
Herr Wiechmann erzählt mir, dass momentan Studierende aus Wismar dabei sind, Pläne für das Schiff als Denkmal zu entwerfen. Diese Pläne sollen Ende März besprochen werden und für den Fall, dass die Stadt mit ihnen einverstanden ist, geht man in eine sogenannte "Bauphase" über, in der man sich mit dem Bauamt abstimmt und dich um die Finanzierung kümmert. 
Was die Finanzierung betrifft, so erklärt Herr Wiechmann mir die Pläne ähnlich, wie Herr Writschan, weswegen ich in der Hinsicht keine weiteren Fragen habe.
 Was mir neu ist, sind die Gründe, die gegen das Bauen eines Replikats sprechen. Herr Wiechmann erklärt mir, dass die Undine als Denkmal andere Steuerbegünstigungen bekommt, die ein Replikat natürlich nicht hätte. Von daher findet er (im Gegensatz zu Herrn Writschan) einen Wiederaufbau sinnvoller, da das Schiff dann wiederum Fördermittel bekommen würde. Zudem soll es wohl auch technisch möglich sein, was der aktuelle Wiederaufbau eines ähnlich alten Schiffes beweist.
Schließlich komme ich zu meiner wohl interessantesten Frage: Wieso sollte man die Undine überhaupt erhalten? Als Antwort bekomme ich eine tiefgründige, umfassende und in irgendeiner Art und Weise auch philosophische Antwort.
Er stellt mir zuerst die Gegenfrage, wie man denn generell mit Denkmälern umgehen sollte. Dann erklärt er mir, dass Denkmäler auch Zeitzeugnisse sind, die den Menschen auch als Versinnbildlichung dienen können und die Fragen wie "Woher kommen wir? Wohin gehen wir?" aufwerfen.
Ich habe, während er mir das erzählt das Gefühl, als würde ich die Antwort eigentlich kennen, als würde sie die ganze Zeit in meinem Kopf schlummern, doch erst durch Herrn Wiechmanns Worte werde ich mir ihnen bewusst.
Was Herr Wiechmann mir erzählt, lässt sich keinesfalls nur auf die Undine beziehen und ist deswegen so tiefgründig. Woher komme ICH? Wohin gehe ICH? Sind das nicht auch Fragen, die man sich als einzelne Person in seinem Leben immer wieder stellen sollte? Ich bin mir dessen bewusst, dass man weder zu sehr in der Vergangenheit, noch zu sehr in der Zukunft leben sollte und doch sind die Fragen in meinen Augen sehr wichtig, weil deren Beantwortung, in meinen Augen, die Gegenwart beeinflusst.
Neben diesen äußerst tiefsinnigen Argumenten ergänzt er, dass eine Verbindung von Rostock zu diesem Schiff vorhanden ist, da es in hier gebaut wurde. Die Undine ist auch nicht irgendein Schiff. Neben dem besonderen Nietverfahren kommt hinzu, dass sie ein Fahrgastschiff war, welches berechtigt war, auch aufs offene Meer hinauszufahren. Heutzutage dürfen Fahrgastschiffe in Rostock nur noch auf der Warnow fahren.
Als letztes Argument führt Herr Wiechmann auf, dass man in Rostock in den letzten 20 Jahren weniger gut mit den maritimen Gütern umgegangen ist. Viel ist verloren gegangen und nun hat man bei der Undine die Chance, ein maritimes Denkmal relativ kostengünstig zu erhalten.
Zuletzt möchte ich noch wissen, wer sich später um die Undine kümmern wird. Mein Interviewpartner erklärt mir, dass man sich darüber keine Sorgen machen braucht, da man nur ca. alle fünf Jahre die Farbe oder den Rostschutz erneuern müsste, was nur geringe Kosten hervorruft und worum sich der Verein kümmert, der auch weiterhin die Verantwortung für die Undine hat.
Wir plaudern noch ein bisschen und beenden dann das Gespräch. Ich bin erleichtert, erschöpft und gleichzeitig rattert mein Kopf und versucht, die vielen Informationen zu verarbeiten. Da ich mich selbst kenne und weiß, dass die Verarbeitung der Informationen bei mir von alleine stattfindet und es nur ein wenig Zeit bedarf, widme ich mich meinem Blog und schreibe an einem Eintrag weiter.



Nach einer Weile merke ich, dass ich nicht wie gestern in den Schreibfluss hinein komme und mache erstmal eine Pause. Ich fühle mich ein wenig hilflos: einerseits habe ich Fragen, wie es weitergehen soll, was ich machen soll, andererseits weiß ich nicht, wie ich meine Fragen formulieren soll und wie mir jemand dabei helfen könnte.
Nach der Pause schreibe ich deswegen auch nur kurz an meinem Blog weiter und transkriptiere dann mein erstes Interview, um Zusammenhänge zwischen den beiden Interviews besser erkennen zu können und um im Allgemeinen das Interview besser reflektieren zu können.
Die Transkription geht gut voran, da ich mir nicht selbst etwas ausdenken muss, sondern einfach nur das Gesagte abtippe. Dabei hilft mir die Internetseite otranscribe.com, die Herr Ehrecke mir gestern empfohlen hat. Trotzdem sollte man eine Transkription auch nicht unterschätzen: in meinem Fall hat mein Gesprächspartner öfter mal genuschelt und es war schwer zu erkennen, wo seine Sätze enden. Außerdem ist es von Vorteil, sich einen ruhigen Ort dafür zu suchen - nach der Pause waren plötzlich noch mehr Studierende (oder machen die ihre Ausbildung??) im Raum.
Dennoch ziehe ich mein Vorhaben durch und bin, kurz nachdem alle gegangen sind, fertig mit meiner Transkription.
Wie war ihr Tag, fragt mich ein Reporter in meinem Kopf. Anstrengend, antworte ich. Anstrengend, aber auch schön!

Freitag, 6. März 2015

Und es geht weiter...

Es ist ein regnerischer Morgen und ich mache mich auf den Weg zur Frieda. In der Ferne kann ich das große, weiß-gelbe Gebäude ausmachen. Gerade als ich auf den Vorplatz einbiegen will, rutschen meine Reifen auf dem nassen Pflaster weg und ich falle hin. In Zeitlupe und mit epischer Musik im Hintergrund, wäre es sicherlich noch spektakulärer gewesen, aber letztendlich liege ich total unspektakulär auf dem Boden und überlege, ob ich mich ernsthaft verletzt habe. Meine Knie fühlen sich etwas mitgenommen an, aber zum Humpeln reicht es. 
Ich schleppe mich die Treppe rauf und lasse mich auf meinen Platz fallen. Herr Ehrecke kommt ins Zimmer und ich erzähle ihm von dem bevorstehenden Interview. Im Anschluss erstelle ich mir einen Fragenkatalog, der sich hauptsächlich auf die aktuelle Situation bezieht. Für alle, die es interessiert - das waren meine Fragen:


-Wie sieht es aktuell mit der Undine aus? Gibt es feste Pläne für die Zukunft?
-Wie sieht das Denkmalsamt die Frage nach dem Status eines technischen Denkmals?
-Wäre die Undine noch ein Denkmal, wenn sie wieder aufgebaut ist oder wäre es dann ein Replikat? (Wovon hängt das ab?)
-Woher soll das Geld für die Umsetzung der Pläne kommen?
-Wie steht die Stadt zur Finanzierung?
-Wieso ist es so wichtig, dass die Undine erhalten bleibt?
-Momentan ist die Undine ja im Besitz eines Vereins, in dem sich eher ältere Menschen engagieren. Für den Fall, dass die Undine restauriert wird, denken sie, dass sich meine Generation weiterhin um sie kümmert?


Mit diesen Fragen im Gepäck fahre ich kurze Zeit später los und halte zehn Minuten später vor dem Mönchentor und suche den Eingang. Was ich nämlich bis dahin nicht wusste: Das Amt befindet sich in dem Tor. 
Ich klingele und kurz darauf ertönt der Summer. Die Tür ist schon offen, stelle ich überrascht fest und drücke sie auf. Ein paar Stufen später begrüßt mich ein in der Tür stehender Mann. Das muss der Mann sein, den ich interviewen werde... Wir gehen in das Gebäude und steigen eine Treppe rauf. Er deutet auf einige Kleiderhaken, die an der Wand hängen und sagt "das ist die Garderobe, die kann man nicht nur angucken". Huch, denke ich mir, was wird das denn? Ich hänge meine Sachen an und setze mich ihm gegenüber an einen Tisch. Wir plaudern eine Weile und er gewinnt die verlorenen Sympathiepunkte wieder zurück, dann beginnen wir mit dem Interview.
Ich möchte von Herrn Writschan wissen, was die Pläne für die Undine sind und er erzählt mir, dass man den Rumpf auf jeden Fall erhalten möchte.  Dabei geht er darauf ein, wieso man das überhaupt machen sollte. Er sagt, die Undine hat schon so viel erlebt - von den Kriegen, über die Wirtschaftskriminalität nach der Wende, bis hin zu ihrer Rettung durch engagierte Vereine - dass alleine die Symbolik des Seebäderschiffes bedeutend ist.
Des Weiteren erzählt er, dass man das Schiff an Land setzen will. Momentan sind dafür die Helling (da wurde die Undine gebaut) und die Fläche am Kabutzenhof im Gespräch. Dann soll ein Deck raufgebaut werden, sodass es von innen begehbar ist. Danach könnte man noch ein Dach raufsetzen, um den Raum für Veranstaltungen nutzen zu können.
Ob diese Pläne jetzt aber genauso oder doch ganz anders umgesetzt werden, ist noch nicht klar - das Ganze ist wohl noch etwas vage.
Dann will ich wissen, was genau von der Undine ein Denkmal ist und wie es ist, wenn sie ein Dach hat. Herr Writschan erklärt mir, dass der Rumpf das Denkmal ist. Er findet, wenn man die Undine wieder in Fahrt bringen wollte, sollte man gleich ein Replikat bauen und den Rumpf nur als Denkmal erhalten.
In meinem Kopf mischen sich mit den Plänen für die Undine auch Zahlen... Wer soll das alles eigentlich bezahlen? Der Stadtkonservator meint dazu, dass das Ganze eine Gemeinschaftsaktion wäre. Sowohl der Verein, die Stadt und einige Sponsoren müssten dafür aufkommen, um die Pläne finanzieren zu können. Aktuell sammelt der Verein wohl schon Spenden für den Neuaufbau des Decks. Wie sich das alles aber entwickelt, muss man abwarten...
Bei meiner letzten Frage dann, stelle ich fälschlicherweise die Behauptung auf, dass sich vorwiegend ältere Leute im Verein engagieren - ein Trugschluss, wie mich Herr Writschan aufklärt. Früher haben sich viele maritime Vereine gegründet, in denen die die ehemaligen Seefahrer Mitglieder waren, aber bei dem Freundeskreis für Maritimes Erbe soll das anders sein. Dort haben sich auch viele junge Menschen angefunden: Die meisten sind zwischen 20-40 Jahre alt, erzählt er mir. Ich bin überrascht, weil ich das nicht erwartet habe. Aber klar, wieso auch nicht, denke ich mir.
Als das Interview zu Ende ist, bitte ich meinen Interviewpartner um ein Foto von ihm und mache auch noch eins vom Gebäude.






Ich gehe langsam in Richtung Innenstadt und mache mir dabei Gedanken über das Interview. Auf jeden Fall war es informativ, stelle ich fest. Viele Informationen findet man gar nicht im Internet und mit jemandem zu reden, der sich wirklich damit auskennt, ist bei Weitem besser, als das blinde Vertrauen in fragwürdige Internetquellen. Aber wie stehe ich nun zu dem Thema?
Ich erinnere mich an Herrn Writschans  Aussage zurück, dass die Undine nicht nur ein Denkmal, sondern auch ein Symbol sei. Ein Symbol...  Ein Symbol für Durchhaltevermögen? Ein Symbol für Beständigkeit? Für Stärke, trotz fehlendem Deck und Rost? 
Ich schätze, für viele, die sich mit dem Schiff auseinandergesetzt haben, ist sie ein Symbol - für was auch immer, aber mich fasziniert vielmehr der Gedanke daran, dass schon Menschen, die hundert Jahre vor mir gelebt haben, dieses Schiff einmal betreten haben. Und dann ist da ja auch noch  die Tatsache, dass die Undine unzählige Male gerettet wurde: Sie wurde von einer Bombe getroffen, sank zweimal, er- und überlebte die Wende und bekam dabei immer wieder Hilfe von Menschen, die mehr als nur ein altes Seebäderschiff in ihr sahen. Wenn man also ihre Geschichte im Ganzen betrachte, stellt sich einem die Frage, wieso man jetzt aufgeben sollte. Ist es dann nicht so, dass all die Bemühungen vieler Menschen umsonst gewesen wären? Andererseits muss man sich vielleicht auch die Frage stellen, wann genug ist - soll man sich jetzt bis in alle Ewigkeit um eine rote Badewanne kümmern? Zumal ja auch viel Geld mit dranhängt...
Besonders bei den Fördergeldern, die unsere Stadt diesem Projekt zur Verfügung stellt, bin ich kritisch: sollte man das Geld nicht eher für Dinge wie bessere Bildung oder das Asylbewerberheim einsetzen? Aber gut, bei solchen Fragen kann man fast immer mit dem Argument kommen, dass das Geld woanders besser aufgehoben ist.
Und trotzdem: Muss man die Undine wirklich erhalten? In meiner Vorstellung ist der Bau eines fahrtüchtigen Replikats fast sinnvoller - da können dann wenigstens auch Menschen mitfahren und der Tourismus könnte angekurbelt werden, aber gut, die Entscheidung liegt nicht in meiner Hand...

Hier kannst du dir das Interview anhören:


Während ich mein Fahrrad über den Neuen Markt schiebe, bereite ich mich gedanklich auf die bevorstehende Umfrage vor. Kurz bevor ich beim Brunnen der Lebensfreude angekommen bin, sehe ich zwei Personen mit Kamera und Mikrofon. "TV Rostock" steht auf der Jacke des Kameramanns. Ah, Konkurrenz, denke ich und muss schmunzeln. Dann gehe ich halt an eine andere Stelle! Ein paar Schritte weiter sehe ich einen WWF-Stand und ein paar Leute, die anscheinend zum Spenden auffordern. Innerlich mache ich mich auf meine (natürlich höfliche) Abweisung gefasst, aber als mir der freundlich aussehende Typ die Frage stellt, was ich in der Stadt mache, erzähle ich ihm von meinem Vorhaben mit der Umfrage. Wir machen einen "Eine Hand wäscht die andere"- Deal. Er wird mir was erzählen und ich stelle ihm meine Fragen. Leider hat sich der junge Mann bei meinem Alter verschätzt (auf die Frage, wo ich studiere, sage ich ihm, dass ich noch nicht mal volljährig bin) und meine Vermutung, dass er mich zum Spenden ermuntern wollte, bestätigt sich. Trotzdem lasse ich mir die Chance nicht entgehen und zeige ihm die Collage zur Undine. Er scheint sie nicht zu kennen, aber mit dem Wissen ihrer Geschichte und der Bedingung, dass es finanziell im Rahmen bleibt, würde er sie erhalten wollen. 
Ich mache mich wieder auf den Weg und schließe mein Fahrrad an. Dann geht es richtig los. Meine ersten Versuche scheitern kläglich - ich werde entweder ignoriert oder abgewiesen. Nach und nach werde ich aber selbstbewusster und entwickele einen Blick für gute Gesprächspartner. 
Die Antworten, die ich erhalte sind sehr geteilt: einige Wissen von der Undine, andere hören zum ersten Mal von ihr. Dabei stelle ich fest, dass die Antwort vor allem vom Alter abhängt - bei älteren Menschen wussten alle, worum es sich bei der Undine handelt. 
Genauso geteilt sind die Meinungen bei der Frage nach der Erhaltung: die einen sagen eiskalt "Verschrotten!", während sich andere klar für die Erhaltung aussprechen.
Verschiedene Meinungen, soweit das Auge reicht. Irgendwann brummt mir der Kopf und ich hole mein Fahrrad, um zurück zur Frieda zu fahren. Gerade als ich an dem Kröpeliner Tor vorbeifahren will, höre ich wie jemand meinen Namen sagt. Ich drehe mich um und sehe eine Klassenkameradin mit einem Klemmbrett in der Hand. Automatisch muss ich grinsen, weil mir einfällt, dass ihre Herausforderung für diese Woche Umfragen sind. Wir tauschen uns in bisschen über die Erfahrungen als Umfrager aus und gehen dann wieder getrennte Wege. Schon lustig, denke ich, in gewisser Weise habe ich nicht nur eine Herausforderung, sondern ganz viele kleine... Ein bisschen stolz auf mich selbst und mit einem Lächeln auf den Lippen (ein Grinsen ist mit Zahnspange nicht mehr drin), fahre ich gen Kunstschule.
Dort angekommen stelle ich Herrn Ehrecke die Frage, wie es eigentlich rechtlich mit den Umfrageaufnahmen aussieht. Brauche ich nicht eine Genehmigung von den jeweiligen Personen? Herr Ehrecke bestätigt meine Vermutung. Glücklicherweise bin ich nicht so enttäuscht, sondern betrachte das Ganze mehr als eine Art Übung. Außerdem scheint es erlaubt zu sein, die Befragten zu zitieren - dann kann ich mir das also zunutze machen...
Ich betrete den Raum mit dem von mir gefürchteten Mac und ziehe mir dann die Fotos und Aufnahmen auf den Rechner. Während ich mir die Aufnahmen anhöre, muss ich feststellen, dass viele vom Wind attackiert wurden und sich nicht so gut anhören - von daher ist es also nicht schlimm, dass ich sie nicht verwenden darf. Ich sortiere gerade die Aufnahmen, als sich ein merkwürdiges Geräusch in die Musik, die höre, mischt. Zuerst denke ich, dass die anderen Leute im Raum laut Musik hören, bis mich Herr Ehrecke darauf hinweist, dass mein Handy klingelt. (An dieser Stelle muss ich dazu sagen, dass ich mein Handy so gut wie nie anschalte - sprich, es klingelt nur sehr, sehr selten.)
Bevor ich allerdings annehmen kann, bricht das Geräusch ab. Ein Blick auf die Nummer verrät mir, dass es das Schifffahrtsmuseum in der August-Bebel-Straße ist. Ich rufe zurück und eine Frau meldet sich am Apparat. Sie bietet mir ein Buch an, das ich mir ausleihen könnte, aber ich erkläre ihr, dass ich eher an der aktuellen Geschichte zur Undine interessiert bin. Daraufhin gibt sie mich an ihren Vorgesetzten weiter. An dieser Stelle wird es komisch: Er erklärt mir, dass er sich nicht zu den Plänen äußern möchte, weil es "ein heißes Thema ist" und, dass ich lieber mit dem Verein darüber sprechen sollte. Als ich ihm sage, dass ich den schon angeschrieben habe, murmelt er "Ja, und die haben nicht zurückgeschrieben, richtig? Typisch!" ins Telefon. Ich korrigiere ihn, denn ich habe sehr wohl eine Antwort bekommen, und wundere mich über seine Antihaltung. 
Nach dem Gespräch erzähle ich Herrn Ehrecke alles. Der erzählt mir daraufhin, dass viele Vereine und Museen in einer Art Netzwerk sind. Seine Vermutung dazu ist, dass sich in einem solchen Netzwerk niemand auf die Füße treten will, um auch in Zukunft mit den anderen Vereinen kooperieren zu können. Krass, wie viel eigentlich hinter so einer Geschichte steht! Ich fühle mich ein wenig an die Schule erinnert. Für mich ist die Schule ein Ort, an dem sich unglaublich viele Gruppen und Untergruppen bilden. Wer sich da bewusst gegen eine Gruppe stellt, indem er beispielsweise eine andere Meinung publiziert, macht sich damit angreifbar. Ehe man sich's versieht, hat man einen Haufen Menschen gegen sich aufgebracht (was in einer Gesamtschule, in der man die komplette Schulzeit mit denselben Leuten verbringt, eher unklug ist).
Bei mir in der Schule kann ich dieses Verhalten teilweise noch verstehen, dass sich das aber bis in die Arbeitswelt überträgt, ist mir neu, beweist aber, dass Erwachsene im Inneren häufig auch nur Kinder sind.
So viele neue Informationen! Wie soll ich das alles jetzt bloß unter einen Hut bekommen? Herr Ehrecke ist für eine Art Power Point Präsentation, mir schwebt eher eine Art Zeitungsartikel vor, bei dem ich meine eigene Meinung noch mehr einfließen lassen kann. Allerdings wäre das dann kein "echter" Zeitungsartikel, da diese im Allgemeinen sachlich geschrieben sind. Dann habe ich aber einen Geistesblitz: Ich kann doch einen Blog schreiben! Herr Ehreckes Vorschlag dazu ist, für jeden Tag, den ich hier arbeite, einen Eintrag zu schreiben. Ich bin begeistert und neu motiviert. 
Vor einer Weile habe ich schon mal einen Blog erstellt, weswegen ich mich ein wenig damit auskenne. Ich mache mir also einen neuen Account bei Google und richte mir den Blog ein. Dann fange ich an zu schreiben. 
Ich weiß echt nicht, wie lange ich da saß und ununterbrochen getippt habe, aber es war sehr lange. Mit Sicherheit über eine Stunde. Und der Text war immer noch nicht fertig! Ich bekam ein paar Zweifel, ob sich das überhaupt jemand durchlesen würde, aber ich hatte einfach verdammt viel Spaß an der Schreiberei, so dass ich den Gedanken von mir weg schob. Falls du es also bis hier hin geschafft haben solltest: Congratulations! :D
Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es schon 15.00 Uhr war. Ich hatte das Vergehen der Zeit gar nicht mitbekommen und im Eifer des Gefechts nicht mal eine Pause gemacht. Aber es ging mir blendend. Ich war total zufrieden mit mir selbst und meiner Arbeit und so fuhr ich ein paar Minuten später (mit Herrn Ehreckes Hilfe - ich weiß nicht, wie man einen Mac bedient) den Rechner runter und fuhr nach Hause.

Mittwoch, 4. März 2015

Mein erster Tag

Die Deadline rückt immer näher, aber ich weiß immer noch nicht, welcher Herausforderung ich mich in der dafür vorgesehenen Woche stellen soll. Meine Mutter stellt überraschenderweise die Rettung dar. Eine Kollegin von ihr kennt jemanden von dem "Institut für neue Medien" (der Name ist Programm) und die Idee wäre, ihn kurzfristig darum zu bitten, dass ich bei ihm eine Art Praktikum machen kann. Cool, denke ich mir und beginne wieder Hoffnung zu schöpfen. Nach ein paar Absprachen steht es dann fest: Ich kann eine Woche lang an dem Institut ein eigenes Projekt bearbeiten. Was ich mache und wie ich es mache, spielt dabei keine Rolle. Ich werde dort einen Ansprechpartner und einen Ort zum Arbeiten haben und mir werden alle Materialien zur Verfügung gestellt.
Nachdem ich mich gestern schon mit Herrn Ehrecke ein wenig über den Verlauf meiner Woche ausgetauscht habe, stehe ich heute um kurz vor neun vor der Frieda 23. Gerade, als ich nach dem Griff der Tür greifen will, schwingt diese von alleine auf. Modern, denke ich mir und muss schmunzeln, als ich an das Gebäude vor seiner Sanierung denken muss.
Das Büro von Herrn Ehrecke ist schnell gefunden und so sitze ich ihm kurze Zeit später gegenüber. Was genau ich bei ihm am "Institut für neue Medien" machen soll, war bisher noch nicht klar. Mir schwebte die Produktion eines Kurzfilms vor, da ich beim Produzieren meines Lyrikfilms in Deutsch ziemlich viel Spaß hatte. Es soll also wieder ein Kurzfilm sein, aber worum soll es gehen? Ängste? Oberflächlichkeit? Oder doch lieber etwas persönlicheres, wie beispielsweise meine Bewerbung für UWC? Und wo liegt da eigentlich die Herausforderung??
Bevor ich anfangen kann, meine Ideen bei ihm loszuwerden, fängt Herr Ehrecke an zu sprechen: Er fragt mich, ob ich die "Undine" kenne. Ganz tief in meinem Kopf, inmitten meines Nervengewebes regt sich etwas... Undinen - sind das nicht diese Wassergeister, die keine Seelen haben? Und was hat das jetzt mit Rostock zu tun?
Herr Ehrecke erklärt mir, dass die "Undine" ein altes Schiff ist, was in Rostock gebaut wurde und jetzt im Hafen liegt. Aktuell wird wohl darüber diskutiert, was mit ihr geschehen soll, da sie sehr kaputt, aber trotzdem ein technisches Denkmal ist. Zu diesem Thema soll ich recherchieren, Interviewpartner finden und mit denen reden, ich soll Fotos und Umfragen machen und am Ende ein Produkt erstellen, was am besten auch meine eigene Meinung als Unbeteiligter spiegelt. 
Puh, denke ich mir. Wo bleibt denn da der Spaß? Und was ist mit meinem Kurzfilm,  schießt es mir durch den Kopf. Alles in mir wehrt sich dagegen, denn mir ist klar, dass das keine Woche voller Entspannung und Spaß wird, sondern, dass ich wirklich arbeiten muss. Ich fühle mich immer noch innerlich durch den Geschichtswettbewerb ausgelaugt, an dem ich ein halbes Jahr saß - und nun? Schon wieder Interviews? Ich bin schon im Geiste dabei, mir eine Ausrede zu überlegen, als Herr Ehrecke meint, dass das nur eine Idee von ihm war und ich gerne auch etwas anderes machen kann. Allerdings vereint es viele verschiedene Arten der Arbeit.
Er hat Recht, muss ich verbissen feststellen. Und was wäre nun eine größere Herausforderung als das? Ehe ich es mir anders überlegen kann, sage ich ja. Na, das kann ja was werden... 
Wir gehen eine Treppe hinauf und biegen dann nach rechts und wieder nach links ab. Am Ende des Flures sehe ich eine blaue Tür. Während wir auf sie zugehen, betrachte ich die Bilder an der Wand - Mann, so eine Kunstschule ist echt inspirierend! Dann sind wir bei der Tür angelangt.
In dem Raum sitzen drei Personen an Computern. Ihre Gesichter wenden sich mir zu und mir wird mulmig zumute. Hilfe, Menschen! Wie kann man das einer Introvertierten wie mir antun?? Ausgerechnet gestern habe ich auch noch eine feste Zahnspange bekommen. Angeblich hat man mit der keine Schmerzen und erst recht keine sprachlichen Einschränkungen. Jaja, das hätten die wohl gerne: Mein Mund fühlt sich an, als hätte mir jemand alle Zähne rausgeschlagen und ich lispele. Hallo?? Lispeln!!! 
Mein Selbstbewusstsein ist im Keller - umso besser, dass die drei Personen still an ihren Computern sitzen und schweigend arbeiten. Hm, eigentlich doch gar nicht so schlecht, denke ich mir. In der Schule wäre es lauter.
Während der Computer hochfährt, zeigt Herr Ehrecke mir das Gebäude. Überall sind kleine Details mit ihren eigenen Geschichten versteckt - so kann man in einem der Treppenhäuser beispielsweise noch die Abdrücke der alten Treppe an der Wand erkennen. 
Schließlich kommen wir wieder in dem Raum am Ende des Flurs an. Der Rechner ist hochgefahren und bereit, genutzt zu werden. Und prompt stehe ich vor meiner nächsten Herausforderung: Ein Mac! Ich weiß echt nicht, wie Leute damit arbeiten können. Bis jetzt habe ich es nicht geschafft, den Internetexplorer im Vollbildmodus zu nutzen. Für das @-Zeichen habe ich zehn Minuten gebraucht (das macht man übrigens mit alt und l), aber inzwischen kommen wir doch irgendwie miteinander klar. 
Nachdem die gebürtige Windowsnutzerin den Schock überwunden hat, setzt sie sich vor den Bildschirm und beginnt mit der Recherche. "Undine Rostock" gebe ich in die Suchleiste ein und werde sofort fündig: Ein Wikipediaartikel (der ausnahmsweise mal nicht so kompliziert geschrieben ist) hilft mir weiter und erzählt mir die Geschichte der Undine alias Kronprinz Wilhelm. 
Die Undine ist wurde 1910 unter dem Namen "Kronprinz Wilhelm" als Seebäderschiff in Rostock gebaut. Während des ersten Weltkriegs diente sie als Tender (also als Versorgungsschiff - keine Sorge, ich musste das auch googlen). Danach setzte man sie wieder als Seebäderschiff ein und benannte sie 1920 in "Kronprinz" um. Dann kam der zweite Weltkrieg und sie wurde zum Minensucher und Wachschiff. Danach nutzte die Rote Armee das Schiff bis 1948 als Abfalltender. 1950 baute man sie dann von einem Dampfer in ein Motorschiff um und gab ihr den Namen "Undine". Die Undine wechselte von da an mehrmals den Besitzer, wurde einmal erneut in "Kronprinz" umbenannt und anschließend wieder in "Undine", sie lief auf Grund, wurde geborgen und nachdem sie von einem Verein zum nächsten gewandert bzw. gefahren ist, kam sie am 14. Oktober 2014 wieder zurück nach Rostock, wo sich nun die Frage stellt, was mit ihr passieren soll...
Ich bin relativ schnell im Arbeiten drin und verliere mich in der Geschichte des Bootes, bis ich vor genau der einen Frage stehe: Was soll mit ihr passieren? Im Internet scheiden sich die Geister, was diese Frage betrifft: die einen wollen das Schiff wieder aufbauen, die anderen wollen es als Denkmal an Land holen. Oder aber, man verschrottet es...
Um genauere Informationen zu bekommen, erstelle ich mir eine Liste mit Personen, die mir diese und weitere Fragen beantworten können. Herr Ehrecke ergänzt noch ein paar Namen und dann fange ich systematisch damit an, die Personen anzuschreiben. Erst relativ spät wird mir klar, dass es eigentlich klüger ist, direkt anzurufen. Einzig das Schifffahrtsmuseum hat die Ehre, meine Stimme zu hören. Man will mich zurückrufen, heißt es. Während ich meine Handynummer ins Telefon lispele, fällt mir auf, dass ich meine Telefonierangst während des letzten halben Jahres erfolgreich überwunden habe. Zumindest dafür hat sich das Projekt gelohnt, denke ich. Dann wird es sportlich: Ich soll zu der Undine fahren und Fotos machen. Nachdem ich das Schiff endlich gefunden habe und vor ihm stehe stutze ich: Der Begriff "Nussschale" ist an dieser Stelle ziemlich passend (mal abgesehen von der Größe). Ein stählerner Koloss, der sich im Laufe der Zeit rotbraun gefärbt haben muss, liegt vor mir. Im Prinzip ist die Undine eine rote Badewanne (Badewanne trifft es noch besser!). Etwas verdutzt hole ich die Kamera heraus. Vielleicht war es die Überraschung über das Aussehen des Schiffs, jedenfalls probiere ich mehrere Minuten lang ein Foto zu schießen, aber es funktioniert nicht, bis ich merke, dass ich den Objektivdeckel gar nicht abgemacht habe.        Ja, du kannst dir an dieser Stelle gerne deinen eigenen Teil denken...
Nun ja, irgendwie habe ich dann doch ein paar halbwegs gute Bilder zustande gebracht et voilà, hier sind sie:
 





      
       
    
Irgendwann bin ich dann mit den Aufnahmen zufrieden und fahre wieder gen Frieda. Der Gegenwind erschwert mir die Fahrt, aber schließlich bin ich dann nach einer halben Ewigkeit doch wieder bei der Schule. Dort ziehe ich die Fotos auf den Rechner und stelle mich meiner nächsten Herausforderung: Adobe Photoshop CS5.1.
Herr Ehrecke fragt mich, ob ich schon mal mit einem Bildbearbeitungsprogramm gearbeitet habe und ich erinnere mich an meine Zeit mit Paint zurück und nicke. Gut, so unerfahren bin ich Dank des Informatikunterrichts auch nicht, aber mit Photoshop habe ich noch nie gearbeitet... Während das Programm startet, erklärt Her Ehrecke mir, dass ich aus meinen Fotos eine Collage erstellen soll, die ich bei meiner Umfrage in der Stadt verwenden kann. Eine Collage? Das ist ja einfach!
Nein! Eine Collage mit Photoshop zu erstellen ist nicht einfach! Zwar ist alles auf Deutsch, aber mehr als Bahnhof verstehe ich nicht. An genau diesem Punkt gibt es nur noch eine Rettung: Meinen besten Freund - Google! Auf Youtube finde ich ein Video, wie man eine Collage mit Photoshop erstellt. Zwar ist es auf Englisch, aber wenigstens verstehe ich hier etwas.
Mit YouTubes und Herrn Ehreckes Hilfe schaffe ich es schließlich, eine Collage zu erstellen. Ich schaue auf die Uhr - 15:00. Für meinen ersten Tag habe ich ziemlich viel geschafft. Zufrieden mit mir fahre ich nach Hause. Dort angekommen, bin ich noch so im Arbeitsmodus drin, dass ich als Tagesabschluss bei dem "Amt für Kultur, Denkmalpflege und Museen" anrufe und dort einen Interviewtermin für den nächsten Tag um 10:00 Uhr ausmache.
Mal sehen, was der nächste Tag bringen wird - ich bin gespannt!