Anstatt mich weiter an dieser Frage aufzuhängen, gehe ich in das Büro von Herrn Ehrecke, wo ich heute arbeiten werde, da der
andere Raum für den Englischunterricht gebraucht wird. Um wieder ein wenig ins
Arbeiten zu kommen, formatiere ich meine Transkription, die beim Kopieren
durcheinander geraten ist und beginne dann mit einer Stoffsammlung für die
Reflexion des ersten Interviews.
An alle Menschen, die gerne strukturiert
arbeiten, kann ich eine Empfehlung für Stoffsammlungen aussprechen. Zumindest
mir verschafft es noch mal einen besseren Überblick über das Thema und ich kann
im Anschluss ohne zu überlegen los schreiben.
Genau das ist auch hier der Fall: Ich sitze
mehrere Stunden am Computer und schreibe einfach nur, während ich Musik höre.
Dieser Schreibfluss, den ich schon bei meinem ersten Blogeintrag erlebt habe,
kam durch den Leitfaden, den ich mir erstellt hatte, wieder.
Ich bin schließlich mit meiner Reflexion fertig
und schaue auf meine Checkliste. Fotos machen, steht da. Das Wetter
spielt nicht ganz so gut mit, weswegen ich mich gegen Fotos von der Frieda
entscheide. Stattdessen möchte ich die Aufnahmekabine fotografieren. Also frage
ich nach der Kamera und mache mich auf den Weg zu dem Raum. Als ich davor stehe,
hängt ein mysteriöser Zettel an der Tür, den ich nicht recht deuten kann, zudem
ist die Tür verschlossen. Glücklicherweise kommt in dem Moment ein Mann vorbei,
der mir womöglich helfen kann. Ich frage ihn, was der Zettel zu bedeuten hat
und erzähle ihm von meinem Vorhaben. Er fragt mich, wovon ich das Foto machen
möchte und noch während ich antworte, wird mir klar, dass ich mich in der Etage
geirrt habe.
Ein paar Treppenstufen später stehe ich vor der
richtigen Tür. Innen ist gerade ein jüngerer Mann zugange. Auch ihm erzähle ich
von dem geplanten Foto. Eigentlich will er gerade aufnehmen, aber ich kann
trotzdem mein Foto schießen. Ich mache eins von dem Innenleben der Kabine und
gehe dann aus ihr raus, um durch das Fenster, was in der Wand eingelassen ist, ein
Foto zu machen. Während ich vor der Scheibe stehe, wundere ich mich schon, wo
der Student/ Azubi abgeblieben ist, als sein Gesicht plötzlich von dem unteren
Ende der Scheibe auftaucht und er mich gruselig grinsend anschaut. Ich muss
anfangen zu lachen und gebe das Foto auf - auch weil die Scheibe viel zu sehr
spiegelt. Lachend verabschiede ich mich von ihm und gehe dann zurück an meinen
Arbeitsplatz.
Da ich mich inzwischen schon ziemlich gut mit dem
Mac auskenne (an dieser Stelle muss ich mich wirklich einmal selbst loben!),
ist das Foto schnell auf dem Computer und ich gebe Herrn Ehrecke die Kamera
zurück.
Während ich ein wenig weiterschreibe, kommt er
auf mich zu und lobt mich für meine Selbstständigkeit und meine Fähigkeit zu
planen. Ich bin etwas überrascht, weil ich die ganze Zeit über das Gefühl
hatte, zu inkompetent, zu planlos, zu unselbstständig zu sein. Das war auch der
Grund dafür, warum ich mir nur ungern Hilfe geholt habe, denn ich hatte das
Gefühl, sowieso schon zu häufig Dinge zu fragen.
An dieser Stelle frage ich mich jetzt, woher
diese Einstellung zu meinen Fähigkeiten kommt. Nicht nur, dass ich sie
unterschätze, nein, ich sehe sie auch als Schwächen! Ich denke lange über diese
Frage nach, aber mehr als Hypothesen fallen mir nicht als Antworten ein.
Auch wenn ich die Antwort jetzt noch nicht kenne,
so hat mir Herrn Ehreckes Reflexion auf jeden Fall Mut gemacht,
weiterzuarbeiten. Ich nehme die Arbeit wieder auf und mir fallen zunehmend
Situationen ein, die seine Aussagen und sein Lob bestätigen. Ja, ich war
eindeutig zu kritisch mit mir!
Leicht beflügelt stelle ich mich dann also der
nächsten Herausforderung: Soundcloud. Ich habe vor, meine Interviews als
Audiodatei hochzuladen und in meinen Blog einzufügen. Schon bei der Anmeldung
bei Soundcloud gibt es aber erste Schwierigkeiten und als ich mir gerade Hilfe
holen will, klappt es plötzlich. Auch das Hochladen der Audiodatei bringt
Schwierigkeiten mit sich, genauso wie das Einbetten in HTML auf meinem Blog,
aber glücklicherweise kann mir Herr Ehrecke dabei helfen.
Wobei er mir leider nicht helfen kann, ist das
Hochladen und Verlinken meiner Transkription. Ich möchte neben der Audiodatei
auch gerne einen Link auf meinem Blog einfügen, mit dem man direkt zu einem
Textdokument kommt, bei dem man sich das Interview durchlesen kann. Obwohl Herr
Ehrecke eine gute Seite für solche Anliegen kennt, funktioniert unser Vorhaben
nicht ganz. Herr Ehrecke schlägt vor, das Interview einfach als neuen
Blogeintrag hier zu veröffentlichen, aber da mein Blog sowieso schon endlose
Einträge enthält, trägt das nicht gerade zur Übersichtlichkeit bei, weswegen
ich nicht mit dem Vorschlag zufrieden bin.
Ich probiere eine Weile, das Problem auf andere
Art und Weise zu lösen, bis ich aufgebe und der Tag und damit auch meine Zeit
an der Frieda vorbei sind.
Nun stellt sich für mich natürlich die Frage, wie
ich nach meiner Beschäftigung mit dem Thema, den Sachverhalt bewerte. Was
sollte denn meiner Meinung nach mit der Undine passieren? Sind die aktuellen Vorhaben gut?
Ich muss zugeben, dass ich mir zu Anfang unsicher
über den Nutzen war. Zum einen bin ich nicht sonderlich an alten Schiffen
interessiert (ich hatte vorher nicht mal etwas von der Undine gehört) und zum anderen
stellte sich mir die Frage, wieso man so viel Geld ausgeben sollte, wenn es
eigentlich viel wichtigere Projekte in Rostock gibt (Stichwörter: Volkstheater,
Asylbewerberheim, Bildung).
Ich bin mir nicht sicher, ob meine Meinung eine
andere gewesen wäre, wenn ich mit jemandem geredet hätte, der dagegen ist, aber
durch den jetzigen Verlauf ist meine Antwort auf die Frage nach dem Erhalt der
Undine: ja. Überzeugt hat mich schließlich die Antwort, die mir Herr
Wiechmann auf die Frage nach dem Grund der Erhaltung gegeben hat. Ich habe mir
plötzlich nicht mehr ausschließlich Gedanken über eine große, verrostete
Badewanne gemacht, sondern auch über meine Umwelt und mich. Es stimmt schon:
Was wäre die Welt ohne Denkmäler? Was wäre sie ohne diese Zeugen der
Geschichte, denen man direkt gegenübertreten kann?
Wenn ich Karate lernen will, suche ich mir einen
Karatelehrer.
Wenn ich etwas über die Stasi wissen will gehe
ich zur BStU.
Und so ist es doch auch mit Geschichte: Ich frage
nicht einfach irgendjemanden nach der Geschichte, sondern ich frage Menschen,
die sich damit auskennen. Die Undine sorgt dafür, dass sich Menschen damit
auskennen. Sie sorgt dafür, dass sich Menschen mit ihr und auch im Allgemeinen
mit Geschichte auseinandersetzen und sie sorgt ebenfalls dafür, dass Geschichte
nicht zu monotonen Worten auf dem Papier wird, sondern, dass Geschichte zum
Leben erweckt und greifbar wird.
Mir gefällt diese Art, anderen Menschen
Geschichte nahe zu bringen. Freiwillig würden wohl die wenigsten die Geschichte
der Undine kennen lernen wollen, aber wenn man Menschen das Angebot macht, sich
darüber zu informieren, wenn man ihnen die Möglichkeit gibt, es freiwillig und
auf eine besondere Art und Weise zu tun, dann halte ich das für ein gutes und
unterstützenswertes Vorhaben, welches ich nach diesen Tagen des Erfahrens
weiter verfolgen möchte.
Und du? Wie stehst du zu dem Thema?